Hermann Otto Ippen gründete im Jahre 1922 die Ippen-Linie Reederei Stettin. Mit seinen Schiffen stellte er eine regelmäßige Verbindung zwischen Stettin und den Städten Stralsund, Rostock und Wismar, später auch Kiel, her. Obwohl es die Reederei schon seit geraumer Zeit nicht mehr gibt, wird die Anlegestelle in Stralsund bis heute IppenKai genannt. Am 3. November 1922 ging bei der Baupolizei der Stadtverwaltung Stralsund folgendes Gesuch ein:
„1. November 1922.
In der Anlage überreiche ich der Polizei-Direktion ergebenst in doppelter Ausfertigung Zeichnung
sowie einen Kostenüberschlag zum Neubau eines Lagerschuppens im Wellblechschuppen am Hafen mit der Bitte um gefl. Erteilung der Bauerlaubnis.
Ergebenst für Hermann Otto Ippen – Stettin – als Bauherr.“
Das Gesuch selbst stellte die bekannte Stralsunder Baufirma Teichen. Der sogenannte Wellblechschuppen, der eigentlich nur ein Schutzdach war, das auf einem Stahlskeletttragwerk ruhte, stand zumindest schon. Jetzt erfolgte unter dem östlichen Bereich des Schutzdaches der Einbau eines geschlossenen Lagerschuppens mit Schiebetoren. Schon am 11. Dezember 19222 konnte Theodor Teichen die Fertigstellung des Baues „unter dem Wellblechschuppen am Nassen Dreieck“ der
Polizeidirektion melden. Am 5. Juli 1935 stellte Max Wilhelm, Inhaber einer Großhandlung für Baustoffe, bei der Hafeninspektion den Antrag, „einen Teil des offenen Schuppens am Ippenkai zur Lagerung von Zement und Kalk“ zu überlassen.
„Es wäre mir“, so Wilhelm weiter, „sehr erwünscht, wenn ich von der offenen Halle den der Seestraße zugekehrten Teil erhalten könnte, welche ich auf meine Kosten allseitig ummauern würde.“
Der Stralsunder Schiffsmakler Max Hintze hatte als Vertreter der Ippen-Linie nichts dagegen einzuwenden. Nur knüpfte er seine
Zusage an die Bedingung, „daß bei Eintreffen eines Tourendampfers der Ippen-Linie“ die dort mit Baustoffen löschenden Schiffe wegzuholen sind. Das Blechdach erhielt nunmehr eine 12 cm starke Umfassungswand aus Ziegelstein. Ebenso bekam damals der sich auf der anderen Seite befindliche Lagerschuppenbereich von 1922 eine Umfassungsmauer. 1957 übernahm der im gleichen Jahr gegründete VEB Fahrgastschiff „Weiße Flotte“ den IppenSchuppen. Der Betrieb ließ ein Jahr später Fenster einbauen. 1959 erfolgte dann ein umfassender Umbau des Lagerschuppens zu Aufenthaltsräumen und einer Gaststätte.
Im Jahre 1985 begann eine umfassende Rekonstruktion des Gebäudes. Im Erläuterungsbericht zum Bauvorhaben konnte man folgende Zeilen lesen: „Der Ippenschuppen auf dem Ippenkai ist ursprünglich als überdachte Lagerhalle ohne Außenwände gebaut worden. Dazu waren die vorgefertigten Stahlskeletttragwerke auf Stützen (2 U Profile) gestellt worden. Ansonsten besitzt das Bauwerk keine weiteren Gründungen. Im Laufe der Zeit wurden aber dort Waren gelagert, die zur Sicherung nach außen hin abgeschlossen wurden. So wurden Außenwände aus 24iger Mauerwerk gestellt (in der Südwand nur 12er Mauerwerk) und Innenwände aus 12er Mauerwerk gezogen. Dieser Zustand besteht seit mehreren Jahren, ohne
daß sich durch den zusätzlichen statischen Druck Veränderungen am Bollwerk ergeben haben. Jetzt sollen weitere Funktionen im Ippenschuppen untergebracht werden. Im südlichen Teil kommt ein Jugendklub mit Ausschank hinzu. Ebenso soll die Beheizung des gesamten Gebäudes durch einen zentralen Heizkessel erfolgen, für den auch ein extra Schornstein gebaut werden soll.“ Alle neuen Zwischenwände wurden damals mit Gasbetonsteinen errichtet. Die Südwand sowie der südliche Teil der Westwand erhielten eine Verstärkung durch 120 mm dicke Gasbetonsteine.
Der Außenanstrich basierte auf der „traditionellen Farbgebung Blau“, Tore und Türen erhielten einen weißen Anstrich. Im Jahre 1997 zog in den Ippen-Schuppen, der nach wie vor der „Weißen-Flotte“ gehört, ein italienisches Restaurant ein.
Text: A. Neumerkel