Badenstraße 15

Wohl allen Stralsundern ist das Mackenthun-Haus in der Badenstr. 15 mit seiner herrlichen Fassade und dem Wappen über der Eingangstür ein Begriff. Das Gebäude hat eine interessante Bau- und Firmengeschichte. Philipp Ernst Mackenthun gründete 1814 dort seine Tischlerei und Glaserei. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Gustav den Betrieb und kaufte das Haus 1855.
Mit ihrer Produktion von Möbein und Spiegeln wurde die Firma über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Der gute Ruf erreichte das preußische Königshaus,
und Gustav Mackenthun wurde Hoflieferant. Auf Grund dieser Funktion wurde ihm das Preußenwappen als Auszeichnung verliehen. Diese Ehrung verdienstvoller Handwerker durch das Herrscherhaus war im 19. Jh. üblich. Die stolzen Empfänger schmückten damit ihre Häuser und nutzten es als Werbung. Die Entstehung des preußischen Wappens geht ursprünglich auf den Reichsadler des Heiligen Römischen Reiches zurück. Der Hochmeister des Deutschen Ordens führte ihn, der Adler war Hoheitszeichen des Deutschordensstaates. Er wurde Staatssymbol Preußens und hat sich mit vielen Umgestaltungen bis heute als Bundesadler erhalten. Im Mittelteil des Wappens sind die Wappen der zu Preußen gehörenden deutschen Fürstentümer dargestellt. Das preußische Känigreich umfasste bekanntlich große Bereiche zwischen Hessen, Sachsen und Mecklenburg, zwischen
Westfalen und Ostpreußen. In dem Wappen wird das durch 48 kleine Darstellungen deutlich gemacht. Die größeren Wappen sind die Wappen von Preußen als Gesamtstaat und von den Fürstentümern Brandenburg, Nürnberg und Hohenzollern. Den Rahmen bilden zwei ”wilde Männer“, die mit ihrer optisch sichtbaren Kraft die Stärke des Preußischen Königshauses symbolisieren sollen. Kunstgeschichtlich ist der Stil des Wappens in die Zeit des Biedermeiers
einzuordnen. In der politisch und wirtschaftlich bewegtenGeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts wechselte das Mackenthun-Haus mehrfach den Besitzer. Bei dem Bombenangriff am 6. Okt. 1944 und durch spätere unzureichende Erhaltungsmaßnahmen wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch Mittel der Städtebaufärderung, der Stiftung Denkmalschutz, durch Eigenmittel des Eigentümers und Hilfe des Bürgerkomitees ”Rettet die Altstadt Stralsund“ eV. konnte das Haus nach der Wende saniert und damit vor dem Verfall gerettet werden.

Ingrid Wähler in G&T #54