Badenstraße 39

Landesständehaus/Musikschule

Das Landständehaus ist Anfang des 18. Jahrhunderts von dem Obristen CD. Rotermund auf drei ehemaligen Hausparzellen errichtet worden. Es ist unterkellert und hat über rechteckigem Grundriss drei oberirdische Geschosse unter einem hohen abgewalmten Dach. Das Haus steht mit seiner Traufe parallel zur Straße gegenüber dem ehemaligen schwedischen Regierungsgebäude, in dem Graf von Löwen lange Jahre als Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern residierte (heute Bauamt). Der schwedische König überließ im 19. Jahrhundert das Haus als Sitz den pommerschen Landständen. Der Name Landständehaus ist bis heute erhalten geblieben.
Die Umfassungswände des Gebäudes bestehen aus Mauerwerk, während die inneren Wände und Decken Holzkonstruktionen sind. Das Obergeschoss bildet die Belle Etage:

Wappen am Landesständehauses


Ausgehend von einem großzügigen, barocken Treppenhaus finden wir hier wie auch im Erdgeschoss reichhaltige und künstlerisch besonders wertvolle Stukkaturen an den Decken und gegliederte Holzpaneele an den Wänden.
Das 3. Obergeschoss und die Dachgeschossebenen sind nicht ausgebaut.
Seit der Wende 1990 steht das Landständehaus leer. Sofortsicherungen in den Jahren 1991/92 durch den Architekten Jasper Herrmann stoppten den akuten Verfall. Die Fenster sind verschalt, Fußbodendielen und Paneele sind ausgebaut und gesondert gelagert. Eine Betondecke über dem teilunterkellerten Mittelteil des Hauses stabilisiert den statischen Zusammenhalt. Ein Verwendungszweck für dieses spezielle, auch in seinem jetzigen Zustand besonders wertvolle Baudenkmal, war lange Jahre nicht zu finden.
Zwei glückliche Umstände trafen vor ca. drei Jahren zusammen:
Die Stralsunder Musikschule mit ihrem Hauptsitz in der Mühlenstraße 7 platzte aus allen Nähten, und ihr Leiter Herr Spitz suchte ein neues Domizil. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Stralsund in vielfältiger Weise besonders zugetan hatte den erbarmungswürdigen Zustand des Gebäudes erkannt und signalisierte eine finanzielle Zuwendung.
Damit sollte die innere Holzkonstruktion des großen Daches repariert und gesichert, seine Gauben und die Tonpfannen-Deckung wie auch die Regenwasserabführung erneuert und das Mauerwerk im 2. Obergeschoss gefestigt und gegen Schwammbefall geschützt werden. Die Stadt nahm dieses Anerbieten herzlich dankend an, beauftragte einen Architekten, ließ die Bauleistungen ausschreiben und die zwar begrenzten, aber zur Gebäudesicherung so unverzichtbaren Bauarbeiten in 2000/2001 durchführen.
Alle Schritte und die darauf folgenden Maßnahmen vor Ort wurden von der Denkmalpflege begleitet, lag doch die Baustelle direkt in ihrem Blickfeld. Vorausgegangen war eine Untersuchung durch den Architekten zur Nutzung des Gebäudes für die Zwecke bzw. Raumanforderungen der Musikschule. Glücklicherweise konnten die meisten Raumwünsche mit ihren speziellen Qualitäten erfüllt werden, bis auf Räume, deren Zuschnitt nicht in dem vorhandenen Raumgefüge unterzubringen sind. Die hinter dem Landständehäus liegende Grundstücksfläche ermöglichte auf der Hofseite die Planung eines zweigeschossigen Kemladens vor einem fensterlosen Bereich des Landständehauses. Noch ist dies alles Zukunftsmusik. Die geschätzten Kosten für den endgültigen Umbau bzw. die Sanierung der Bausubstanz und den erwähnten Neubau eines Kemladens sind zur Zeit von der Stadt nicht aufzubringen.
Kommt Zeit, kommt Rat und alle hoffen auch auf die notwendigen Finanzmittel.

Architekt Ch. Deeke in G&t #22