Langenstr. 3

Zur Geschichte des Hauses

Das Grundstück des Hauses Langenstraße 3 (im schwedischen Aufmaß von 1705 unter der Nummer 121) liegt auf dem Gebiet der Stadterweiterung, deren erste Gebaüde 1270 genannt werden. Das Gebiet erstreckt sich um die Langen- und Frankenstraße, die vom Neuen Markt zum Hafen führen. Da die Grundstücke an den Hauptmagistralen meistens den besser gestellten Bürgern vorbehalten waren und diese repräsentative Giebelhäuser errichteten, stand hier vermutlich ab Ende des 13. Jahrhunderts ein gotisches Giebelhaus, von dessen Existenz heute das noch vorhandene Kellergewölbe zeugt. Auf der Stadtansicht von Staude um 1647 steht an der Stelle ein Giebelhaus zwischen zwei Traufenhäusern und auf dem Merian, ein Stich von 1650, ist eine geschlossene Giebelhausreihe sichtbar. Während der brandenburgischen Belagerung 1678 fiel mit ziemlicher Sicherheit das Gebäude dem Bombardement zum Opfer. Auf der schwedischen Matrikelkarte von 1705/1708 ist für das Grundstück ein nicht unterkellertes, eingeschossiges Traufenhaus mit bescheidenem Hofraum genannt. Das Haus stand zur Ostseite frei, was auf einen eigenständigen Giebel hinweist. Als Besitzer des Hause s wurde zu dieser Zeit ein Maurermeister namens Clas Baumann geführt. Baumann verkaufte das Haus an Augustin Wachsmuthen und die weiteren Besitzer waren Jochim Löding, Michael Peter Krätling (1766), ein Schornsteinfeger Johann Tobian Walter (1774) und 1782 der Unteroffizier Johann Hinrich Anthoni. Mit dem Bau des Hauses Nr.4 wurde dann wahrscheinlich das Gebäude abgerissen und später wieder zwischen die Häuser Nr.2 und 4 gesetzt. Vermutlich war dieser Bau eingeschossig, denn ein Ansatz des Daches über dem Erdgeschoß ist an der Außenwand des Hauses Nr.4 sichtbar. Während der Besitzzeit Anthoni’s kam es wahrscheinlich zu größeren Umbauten, was der Unterschied im Kauf und Verkaufspreis vermuten läßt (1782-302 Taler Kaufpreis und 1820-800 Taler Verkaufspreis). Die letzten Besitzer beanspruchten das Haus nur jeweils acht Jahre. 1820 kaufte Johann Drews das Haus und 1851 erwarb Carl Engelbrecht dieses Kleinod, der seinen Namen auf die Fassade schrieb, welcher durch die gründliche Restaurierung heute wieder sichtbar ist.

freigelegter Schriftzug an der Fassade

Ein historisches Foto von 1860 zeigt das Haus in seiner heutigen Form. Die Umbauten, wie die Erhöhung um ein Geschoß, hinterer Ausbau und vermutlich Kellerausbau erfolgten von einem der Vorbesitzer oder von Engelbrecht selbst. Dabei ist das südliche Nachbarhaus deutlich erkennbar, durch dessen Abriß das Haus Langenstraße 3 einen neuen Giebel bekam. Auf einem Foto nach 1871 ist das Haus nach Westen freistehend wie heute.

Strassenfassade vor 1850
(Rekonstruktion nach Befund)

Baubeschreibung

Das Gebäude ist ein zweiachsiges, zweigeschossiges Traufenhaus, mit einer Breite von 6.05m und einer Gebäudetiefe von 10.36m. Das Ziegeldach liegt auf einer einfachen Sparrenkonstruktion mit Kehlbalken. In der Dachfläche liegen straßenseitig zwei einfache Gauben. Die straßenseitige Fassade ist gegliedert durch ein einfaches Gesims unterhalb der Fenster des Obergeschosses, zwei symmetrisch angeordnete Fenster im Obergeschoß und ein Fenster links neben der zweiflügeligen Eingangstür gliedern die Fassade ebenfalls. Zweidrittel der Gebäudebreite auf der Hofseite sind dreigeschossig und mit einem Pultdach bedeckt. Dieser Teil ist auch unterkellert. Durch die Diele des Hauses gelangt man in den Hofraum. Dieser wird durch die Hauswand des Nachbarhauses Nr.4, durch eine Mauer zur Nr.2 und durch ein 1.5m breites zweigeschossiges Fachwerk- Nebengebäude begrenzt.

Konstruktion

Das Gebäude ist im wesentlichen ein Fachwerkbau. Der Keller und das Erdgeschoß (straßenseitig ganz, hofseitig zwei drittel) sind massiv gemauert (vermutlich vom Vorgängerbau übernommen). Das Haus besaß keine eigenen Giebelwände zu den Nachbarhäusern, nach dem Abriß des Gebäudes Nr. 2 ist der Westgiebel neu vorgeblendet worden. Tragende Wände sind die Traufenwände (straßen- und hofseitige Außenwände), unterstützt durch die Mittelwand, die parallel zu den Außenwänden verläuft. Das Satteldach wird getragen durch eine einfache Sparrenkonstruktion mit Kehlbalken. Die Kehlbalken sind hofseitig in Zimmerbreite bis auf die Außenwand verlängert, auf denen eine Pultdachkonstruktion liegt. Das zweigeschossige Hofgebäude ist eine reine Fachwerkkonstruktion mit Pultdach.

Funktion

Das Gebäude wurde immer als Wohnhaus genutzt, vor der Freigabe zum Abriß waren drei Wohneinheiten in dem Haus, wobei diese ein Minimum an Wohnfläche besaßen und es kaum sanitäre Anlagen gab. Heute dient es als Wohnhaus für eine vierköpfige Familie.

Restaurierung nach Ergebnissen der restauratorischen Untersuchung

Zielstellung der restauratorischen Untersuchung war die Lokalisierung der bau- und fassungsgeschichtlichen Befundorte, die Darstellung und Bewertung des archäologischen Bestandes und die Erarbeitung der fundierten Restaurierungskonzeption. Die einzelnen Bauphasen wurden durch freilegende Maßnahmen untersucht, wonach verschiedene Mauerwerkszustände, Putzarten und Fassungsbestände ausgewertet und aufgedeckt wurden. Die Gegenüberstellung der Untersuchungsergebnisse an verschiedenen Befundorten ergab die genaue Definition der vorhandenen Farbfassungen. Hier sei dabei vor allem die Erstfassung an Aussenfassade und der Innenwände im Flurbereich erwähnt. Als Erstfassung wird in diesem Fall der Befund von 1850 bezeichnet, da zu dieser Zeit das Haus das zweite Geschoß erhielt und erstmals in seiner heutigen Gesamtheit erschien. Wenn man vom Primärzustand um 1850 ausgeht, weist die Außenfassade bis zur Untersuchung zwölf Fassungen auf. Die Fassade hatte einen Gesamtanstrich in einem rötlich- bräunlichen Ton um 1851 mit einem Schriftfries des damaligen Besitzers Carl Engelbrecht in schwarzer Schrift auf einem hellen beigefarbenen Fondton. Das Erdgeschoß wies natürlich noch ältere Fassungen auf, die aber nicht weiter Berücksichtigung finden, da das Haus zu dieser Zeit kein Obergeschoß besaß.

Die Farbvorlage der Primärfassung durch alle Geschosse ist seit der Restaurierung wieder ausgeführt. Die Eingangstür wurde nach ihrer Aufarbeitung nach Befund hellgrau gefaßt, so auch die Fenster. Ein Teil der Fenster mußte ersetzt werden, wurden jedoch mit ihren ursprünglichen Profilen versehen. Im Innenwand Flurbereich sind die Balken des Fachwerks sichtbar, das Mauerwerk überputzt und im gesamten hell übertüncht gewesen. Die erste Fassung darauf war eine hellgraue Tünche als Fondton mit einem 6 cm breitem Fries an der Oberkante der Wand mit blau auf weißem Grund über die Balken hinweg. Dazu war der Sockel hellbraun bis gräulich mit blauen Begleitstrichen und Eckrosetten. Auch die folgenden drei Fassungen hatten ein dunkelblaues Fries in verschiedenen Ausführungen. Auf die weiteren Fassungen soll hier nicht weiter eingegangen werden, denn die Primärfassung über alle Etagen von 1851 ist heute wieder nacherlebbar, wobei originale Fragmente erhalten sind.

Alle weiteren Fassungen, sowie die späteren Friesfassungen sind dokumentiert worden. Die aufgearbeiteten Innentüren sind zur Fassung gehörig in hellgrauem Ton neugefaßt. Die Zimmer des Hauses dienen heute als Wohnraum und weisen als solche keine ursprunglichen Fassungen mehr auf. Die Befunde wurden im Zusammenhang mit der restauratorischen Untersuchung dokumentiert.