Das Haus wurde im letzten Herbst vom Bürgerkomitee mit dem Koggensiegel ausgezeichnet. Angetan hatte es uns in besonderem Maße die Fassade, die als einziges Haus in der Altstadt Jugendstilmalereien enthält. Sie sind vom Architekturbüro Hildebrand Kottke sehr sorgfältig restauriert worden. Deutlich sichtbar sind die Muster auf dem Großteil der Fassade, weniger deutlich sichtbar sind ohne Fernstecher die bemerkenswerten Fratzen oder Masken, die sich unmittelbar unter der Dachtraufe befinden. Frau Kottke hat uns dankenswerterweise Abbildungen zur Verfügung gestellt.
Das Haus ist mindestens 300 Jahre alt; in der schwedischen Gebäudeaufnahme von 1706 wird es bereits erwähnt. Ende des 19. Jh. wurde es von dem damaligen Eigentümer dem Tischlermeister Hugo Graap, zu einem Traufenhaus mit der gründerzeitlich geprägten Fassade umgebaut. Er ließ wahrscheinlich auch Anfang des 20. Jh. die Jugendstilmalereien anbringen. Was ihn dazu bewog, die für den Betrachter auf der Straße kaum i sichtbaren Masken anbringen zu lassen, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Gestaltung besteht aus ornamentalen und figürlichen Bemalungen auf den geputzten Wandflächen. Bemerkenswert ist, dass sich kein Element wiederholt, hier wurde vom Künstler sehr individuell ein eigenständiges Programm entwickelt. Durch mangelnde Pflege ging im Laufe der Zeit ein Teil der Bemalung und des Putzuntergrundes verloren, so dass die Bemalung sich nicht mehr als geschlossenes Bild darstellen kann. Das Restaurierungskonzept sah vor, alle erhaltenen Flächen zu sichern und im Bestand zu konservieren. Alle zerstörten Flächen wurden als unwiederbringlich verloren angesehen, eine Rekonstruktion sollte hier nicht erfolgen.
Petra Kottke/Rupert Eilsberger in G&T #28